Money Blues
„Inflation überall
Schaukelt sich hoch bis es knallt.
Well, der Autohändler hat meinen Chevy wieder abgeholt,
Gut, daß ich meine Gitarre versteckt hab.
Komm her zu mir, Mama
Hilf mir über die Finanznot weg“
Everything’s inflated
Like a tire on a car.
Well, the man came and took my Chevy back
I’m glad I hid my old guitar.
Come to me, mama
Ease my money crisis now.
Bob Dylan
„Everything’s inflated like a tire on a car“ – können wir in Zeiten erhöhter Inflation nicht alle seufzend ein Lied davon singen?
Der Songtext wurde 1975 von Bob Dylan zusammen mit Jacques Levy während der gemeinsamen Arbeit am Album „Desire“ verfasst. Der Titel schaffte es aber nicht auf das Album und wurde auch später nie offiziell veröffentlicht. Lediglich der Text wurde 1987 in dem Band „Lyrics: 1962-1985“ herausgegeben.
Es handelt sich um einen typischen von Melancholie geprägten Blues Song. Der Ich-Erzähler klagt hier über seine Geldsorgen. Da er seine Schulden nicht begleichen kann, wird ihm sein Auto weggenommen. Lediglich seine alte Gitarre und damit die Musik, die Kunst, sind ihm geblieben und spenden Trost.
Es mag im ersten Moment überraschen, doch das Zitat wurde ausgewählt mit Bezug zu dem von Josua Reichert typographisch gestalteten Psalm 122, dessen Verse das Bestandsgebäude der Württembergischen Landesbibliothek zieren. Die biblischen Psalmen sind Klage- und Jubellieder, wobei die Klage durch Gottes Handeln in Jubel übergeht. In Psalm 122 erklingt bereits Jubel über die Herrlichkeit Jerusalems. Bob Dylans „Money Blues“ befindet sich hingegen noch im äußerst weltlichen Zustand der Klage, doch die Hoffnung auf Besserung bleibt und klingt im Verlauf des Liedes bereits an.
Der Text ist Teil eines künstlerischen Projekts welches die Württembergische Bibliotheksgesellschaft aus Anlass ihres Jubiläums in Auftrag gegeben hatte. Am 5. März 2024 wurde in der WLB die neue künstlerische Arbeit „Typografie im Raum“ als Geschenk ihres Fördervereins vorgestellt.
Die 16 typografischen Interventionen im Neubau greifen alltägliche Situationen und Grenzsituationen mit Stimmen aus der internationalen Weltliteratur auf. Ausgewählt wurden die Texte vom Philosophen Hannes Böhringer, künstlerisch umgesetzt vom Stuttgarter Büro Uebele.
Sie sind eine Fortschreibung der Arbeiten von Josua Reichert (aus dem Hauptgebäude) ins Zeitgenössische und Internationale. Im Rahmen einer Blogreihe werden diese Texte kurz vorgestellt. Als eine Kunst für Leserinnen und Leser können sie zum Nachdenken und zur weiteren Lektüre anregen.
Deutsch von Carl Weissner und Walter Hartmann, in: Bob Dylan: Songtexte 1962-1985, Frankfurt 1987, S. 983. (WLB Signatur: 38/16839)
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