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© Marie Luise Schreiter, Nicolas Rothen, Michael Haverkamp

Podiumsdiskussion:
Verknüpfung der Sinne als Grundlage von Kreativität

Wir sehen nicht nur mit den Augen. Wir hören nicht nur mit den Ohren. Doch wie könnte Kreativität durch die Sinnesverknüpfungen in unseren Gehirnen entstehen? Dieser Frage nähern wir uns aus der Perspektive der Synästhesie in einer Podiumsdiskussion mit dem Wissenschaftler Nicolas Rothen und dem Künstler und Forscher Michael Haverkamp, moderiert von Marie Luise Schreiter. Synästhesie ist ein Phänomen der Wahrnehmung in gesunden Menschen, bei dem zwei oder mehrere Sinne immer verknüpft zusammen arbeiten, welche in anderen Menschen getrennt voneinander fungieren: Synästhetiker können Farben hören. Oder Klänge sehen. Einige berühmte Künstler, darunter Wassily Kandinsky, Pharell Williams oder Stevie Wonder, werden als Synästhetiker beschrieben.

In der Wahrnehmungsforschung dient das Phänomen der Synästhesie dazu, bessere Erkenntnisse über Bewusstsein, Gedächtnis, Wahrnehmung und die Grundlagen der Kreativität zu erlangen. Michael Haverkamp wird uns einen Überblick über seine wissenschaftliche und kreative Arbeit, die visuellen Aspekte des Hörens und der Gestaltung von Musikbildern geben. Dazu erklärt Nicolas Rothen Hintergründe zur wissenschaftlichen Untersuchung von Sinnesverknüpfungen, und wie sich diese auf das Gedächtnis von Synästhetikern auswirkt. Auch wird die Frage thematisiert, ob Nicht-Synästhetiker eine verknüpfte Art der Wahrnehmung trainieren könnten. Danach öffnen wir die Runde für Fragen vom Publikum und hoffen auf spannende Diskussionen.

 

Dr. Marie Luise Schreiter ist Post-Doc-Wissenschaftlerin und Dozentin an der Fakultät für Allgemeine Psychologie an der Universität Tübingen. Sie studierte Psychologie und Neurowissenschaften an der University of Sussex, bevor sie am Universitätsklinikum der TU Dresden promovierte. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf das Verständnis der grundlegenden Interaktion zwischen kognitiven, perzeptuellen und emotionalen Prozessen und deren Bedeutung für die Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis.

 

Prof. Dr. Nicolas Rothen ist Professor für Psychologie an der FernUni Schweiz. Er hat 2009 an der Universität Bern promoviert. Seine Doktorarbeit hat er zum Thema „Synästhesie: Ursachen, Folgen und assoziierte Eigenschaften“ verfasst. Anschließend hat er mehrere Jahre an der University of Sussex (UK) zum Thema Synästhesie und Gedächtnis geforscht. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz hat er an der Universität Bern habilitiert, bevor er einem Ruf an die FernUni Schweiz gefolgt ist. Seit 2018 forscht und unterrichtet Nicolas Rothen als experimentell arbeitender Psychologe an der FernUni Schweiz im Themenbereich „Gedächtnis, Wahrnehmung und individuelle Unterschiede“.

 

Dr. Michael Haverkamp ist Experte für Akustik, multisensorische Wahrnehmung und Gestaltung. Von Oktober 1994 bis November 2018 war er am Entwicklungszentrum der Ford Werke GmbH Köln in diesen Bereichen tätig, zuletzt als Leiter der Arbeitsgruppe für multisensorische Harmonisierung. Er wirkte in der Lehre verschiedener Hochschulen mit und veranstaltet Seminare zur multisensorischen Wahrnehmung. Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen im In- und Ausland behandeln die Themen Wahrnehmung, Synästhesie, Akustik sowie die Verbindung von Musik und Bildender Kunst. Sein Fachbuch „Synästhetisches Design“ erschien 2009 auf Deutsch, 2013 auf Englisch. Neben der fachlichen Arbeit widmet er sich künstlerischen und musikalischen Projekten. Seine synästhetische Kunst hat er in Deutschland, Spanien, Russland, Belgien und Großbritannien ausgestellt.

 

Was? Vortrag und Gespräch von Marie Luise Schreiter, Nicolas Rothen und Michael Haverkamp im Begleitprogramm zur Ausstellung Musik aufs Auge

Wann? 30. November 2023, 19 Uhr

Wo? Württembergische Landesbibliothek, Saal (Konrad-Adenauer-Str. 10, 70173 Stuttgart)

Wie? Hybrid-Veranstaltung; vor Ort und im Livestream

 

“dsch” – Passage aus der zehnten Symphonie Opus 93, dritter Satz, von Dmitri Shostakovich, 2019 und
“Silent End” – Instrumentalklänge aus der vierten Symphonie Opus 43, vierter Satz, von Dmitri Shostakovich, 2019/23 (© Michael Haverkamp, 2019)

Die Online-Teilnahme findet via WebEx statt. Über den Zugangslink gelangen Sie direkt in den digitalen Saal, der ab 18:45 Uhr freigeschaltet ist. Mit der Teilnahme akzeptieren Sie die Datenschutzrichtlinien von WebEx.

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