Mörike in Stuttgart – eine Neuerwerbung für die Handschriftensammlung
Auf der diesjährigen Antiquariatsmesse in Ludwigsburg (15. – 17. Juni 2023) konnte die Württembergische Landesbibliothek das Freundschaftsalbum der Elise Kolb erwerben. Dieses Album enthält 24 handschriftliche Eintragungen, darunter eine des 1804 in Ludwigsburg geborenen Dichters Eduard Mörike (Bl. 31r). In den Jahren 1851 bis 1866 gab Mörike literarischen Unterricht für die Schülerinnen des Katharinenstifts in Stuttgart. Elise Kolb besuchte diese von Königin Katharina von Württemberg gegründete Oberschule für Mädchen bis zum Spätsommer 1863. Bevor sie das Institut verließ, trugen sich auch ihre Lehrer in das Album ein, darunter am 17. August 1863 Eduard Mörike.
Er schrieb eigenhändig sein Gedicht „Gebet“ in das Album und signierte und datierte seinen Eintrag:
Herr! schicke was Du willt,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, daß Beides
Aus Deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.
Zum freundlichen Andenken / Ed. Mörike / Stuttg. 17. Aug. 1863.
Das Freundschaftsalbum wird nun unter der Signatur Cod. hist. 8° 396 in den Handschriftenbestand der WLB aufgenommen. Es ist in mehrfacher Hinsicht eine ideale Ergänzung der dort aufbewahrten Stammbuchsammlung. Zum einen gibt es hier bereits ein Freundschaftsalbum, in das sich Mörike mit einem eigenen Gedicht eingetragen hat. Die Eintragung für die Besitzerin Pauline Quack ist zwar undatiert, dürfte aber aus den Jahren um oder nach 1855 stammen (Cod. hist. 2° 1051, Bl. 34r). Zum anderen finden sich Bezüge zum Album Ida Guglers. Ida war eine Tochter Bernhard Guglers, der selbst am Katharinenstift unterrichtete und mit Mörike befreundet war. Das Album enthält eine Zeichnung des Katharinenstifts, das der Kunstlehrer Karl Nördlinger 1855 für seine Schülerin angefertigt hat (Cod. hist. 8° 322, Bl. 20r).
Das neuerworbene Album der Elise Kolb wird baldmöglichst digitalisiert, so dass es ebenfalls vollständig in den Digitalen Sammlungen der WLB betrachtet werden kann.