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Fotos von Herman Anders Krüger aus dem Privatarchiv der Familie

Die Kriegstagebücher von Herman Anders Krüger (1871-1945)

2023 erhielt die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek (BfZ) einen wertvollen Neuzugang, der nun auch digitalisiert vorliegt. Die Familie des Schriftstellers und Politikers Herman Anders Krüger (1871-1945) stiftete dessen Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg für die Lebensdokumentensammlung der BfZ. Es handelt sich um ein vierbändiges Typoskript, das in eindrücklichen Worten seinen Einsatz in Belgien und Frankreich dokumentiert. Laut Angaben der Familie schickte er die handschriftlichen Tagebucheintragungen nach Hause, wo sie von seiner Frau Marie abgetippt wurden.

Krüger, zu Beginn des Krieges 1914 bereits 43 Jahre alt, wurde zunächst als Leutnant im Stab des Reserve-Ersatz-Regiments Nr. 4 beim Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien eingesetzt. Dort war er für die Quartierssuche, Requirierungen und das Führen des Kriegstagebuchs zuständig. Im Oktober 1914 fand er sich während der Ersten Flandernschlacht trotzdem in vorderster Linie wieder, wo er die Schrecken des Stellungskrieges aus nächster Nähe erlebte.

Im Kriegsjahr 1916 wurde Herman Anders Krüger nach Frankreich kommandiert, um einen neuen Posten als Inspekteur der Kriegsgefangenenlager im Bereich der „Maasgruppe West“ anzutreten. Seine Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind eine aufschlussreiche Quelle für die Organisation und Zustände in diesen Lagern.

Als im Herbst 1918 die Niederlage des Deutschen Reichs näher rückte, machten sich bei der Truppe bereits erste Auflösungserscheinungen bemerkbar. Für Krüger wurde es immer schwieriger seine Leute zusammenzuhalten. Wenig Verständnis brachte er für die Novemberrevolution auf. Sein Abschied vom Militär Ende 1918 war ein bitterer.

Zurück in der Heimat erfolgte bereits am 26. November 1918 Krügers Wahl in den Gothaer Volksausschuss. Neben seiner politischen Karriere als Vertreter der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) im thüringischen Landtag war Krüger von 1921-1925 Direktor der Landesbibliothek in Gotha. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Krüger in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Die NS-Zeit verlebte er in seinem Heimatort Neudietendorf, wo er bis zu seinem Tod im Dezember 1945 schriftstellerisch tätig war.

 

Weiterführende Informationen

Das Typoskript befindet sich unter der Archivsignatur N23.3 in der Lebensdokumentensammlung der Bibliothek für Zeitgeschichte und ist unter den folgenden Links in den Digitalen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek verfügbar:

Tagebuch I: „Tagebuchaufzeichnungen aus den Kämpfen um Ypern“, 08.09.1914-13.01.1915
Tagebuch II: „Kriegstagebuch“, 01.12.1915-22.12.1916
Tagebuch III: „Kriegstagebuch : Brieulles vor Verdun, 1917“, 08.01.1917-01.01.1918
Tagebuch IV: „Kriegstagebuch : Dun vor Verdun, 1918“, 21.01.-22.12.1918

Link zur Seite der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek