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Fotos: Roberta Toscano & Fabian Schmitt, WLB Stuttgart

Das Bibliotheksreferendariat – ein Beruf für die Zukunft

Bibliotheken erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und sind zentraler Akteur in der Digitalisierung – wie wäre es mit der Bibliothek als Arbeitsplatz? Hier gibt es nicht nur für Geisteswissenschaftler spannende und zukunftsweisende Tätigkeitsfelder, sondern für jede/n, die/der ein wissenschaftliches Hochschulstudium mit dem Master abgeschlossen hat. Im Moment läuft die Bewerbungsphase für das Bibliotheksreferendariat in Baden-Württemberg; eine zweijährige Ausbildung, die auf die spätere Arbeit als wissenschaftlicher Bibliothekar vorbereitet.

Als solche/r betreut man im Fachreferat je nach Schwerpunkt mehrere Fächer und ist für Bestandsaufbau und –erschließung verantwortlich, d.h. man wählt entsprechend dem sogenannten Erwerbungsprofil die zu kaufenden Titel aus und stattet sie mit einer Notation und Schlagworten aus, sodass sie für die NutzerInnen recherchierbar und auffindbar sind. Weitere Aufgaben runden das Berufsbild ab und werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen: Je nach Qualifikation und Interesse können eigene Arbeitsschwerpunkte gebildet werden. Wer technik- oder IT-affin ist, steigt ins Datenmanagement ein, wer kreative Stärken hat, kann sich in der Öffentlichkeitsarbeit einbringen.

Zudem definieren sich Bibliotheken als Orte des Lernens und des Austauschs immer wieder neu. Wichtiger wird auch das Bereitstellen von Informationen an einem neutralen Ort und deren Vermittlung durch qualifizierte und unabhängige Experten. Auch die Vernetzung der Bibliotheken im nationalen und internationalen Kontext gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wessen Stärken also in Kommunikation, Netzwerken und Vermittlung liegen, kann sich in diesen Bereichen engagieren. Details lesen Sie hier.

Das erste Jahr des Referendariats dient der praktischen Ausbildung, in dem alle Abteilungen der Bibliothek durchlaufen werden, wobei ein Schwerpunkt auf den Tätigkeiten im Fachreferat gelegt wird. Außerdem besteht die Möglichkeit, durch Praktika Einblicke in andere Bibliotheken zu erhalten und durch frei wählbare Projekte verschiedene Bereiche der Bibliothek intensiver kennenzulernen und eigene Akzente zu setzen.

Das zweite Jahr findet an der Bibliotheksakademie Bayern (BAB), die an der Bayerischen Staatsbibliothek München angesiedelt ist, statt. Dieses theoretische Jahr dient der Vertiefung der im ersten Jahr gesammelten praktischen Kenntnisse. An der BAB werden auch die schriftlichen und mündlichen Prüfungen abgelegt, mit der man die Ausbildung abschließt.

Die Referendare sind während der Ausbildung Beamte auf Widerruf mit Bezügen von derzeit etwa 1500 Euro im Monat.

Auch die WLB engagiert sich derzeit in der Ausbildung für den höheren Dienst. Wie sieht der  Alltag der beiden Referendare, Roberta Toscano und Fabian Schmitt aus?

Wir sind beide Historiker und haben nach dem Studium bereits in Institutionen gearbeitet, die sich mit der Digitalisierung in den Geisteswissenschaften beschäftigen. Da die WLB im letzten Jahr das passende Anforderungsprofil ausgeschrieben hatte, war es naheliegend, es im Frühjahr 2020 mit einer Bewerbung zu versuchen.

Seit Beginn unseres Referendariats im Oktober 2020 haben wir schon einige zentrale Abteilungen der WLB kennengelernt. In den ersten Wochen wurde uns ein Grundverständnis für die Aufgaben der Bibliothek, die sich u.a. als Dienstleister für die Wissenschaft versteht, vermittelt. Auch wenn man denkt, dass man die Bibliothek schon vorher als NutzerIn gut kannte, wird man nun auch mit den Vorgängen, Programmen und Systemen im Hintergrund vertrauter, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Beispielsweise ist die verbale Sacherschließung wichtig, um über Schlagworte im Katalog (OPAC) die passende Literatur zu finden.

Neben den täglichen Aufgaben im Fachreferat Geschichte – Bestandsaufbau, d. h. Erwerbung von Büchern, Vergabe einer RVK-Notation, Sacherschließung und der Bearbeitung von Anschaffungsvorschlägen – fallen weitere Aufgaben an. Etwa die Ausarbeitung einer (digitalen) Ausstellung, die Beantwortung von externen Anfragen oder die Arbeit an und mit den Beständen.

Die Arbeit in einer Bibliothek ist keineswegs staubtrocken oder langweilig, da sie gegenwärtig von einem großen Wandel geprägt ist. Herausforderungen wie die Digitalisierung werfen interessante und vielfältige Fragestellungen auf, denen sich Bibliotheken aktuell und in Zukunft stellen müssen. Insbesondere zwei Projekte markieren in der WLB diesen Umbruch: Der Aufbau einer Publikationsplattform und eines Volltextspeichers, die in Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken und Kultureinrichtungen vorangetrieben werden (siehe Konzept, Seite 30-33).

Außerdem wurde im Oktober 2020 der Erweiterungsbau eröffnet, das Bestandsgebäude wird in den nächsten fünf Jahren saniert und die Umzüge der großen Magazine sowie des Gros der Belegschaft in Ausweichquartiere stehen an. Für uns eine spannende Zeit, um die Abläufe, Umstrukturierungen und Anpassungen an die neuen Gegebenheiten mitzuerleben.

Das Bibliotheksreferendariat ist eine gute Gelegenheit für Hochschulabsolventen aus verschiedenen Fachrichtungen, ihre Kenntnisse aus Wissenschaft, Wissensorganisation und -vermittlung sowie IT zu bündeln und einzubringen. Ist Ihr Interesse geweckt? In Baden-Württemberg werden jedes Jahr fünf BibliotheksreferendarInnen eingestellt. Dabei wechseln sich die wissenschaftlichen Bibliotheken ab und schreiben je nach fachlichem Schwerpunkt die Stellen aus. Die Ausschreibung für den Ausbildungsjahrgang 2021 finden Sie hier. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 7. März 2021.

 

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