
Jetzt digitalisiert: Riedlinger Zeitung
Die Riedlinger Zeitung war eine der ältesten Tageszeitungen Württembergs. Sie erschien – unter wechselnden Titeln – von ca. 1714 bis 1945. Im Besitz der Württembergischen Landesbibliothek befinden sich sämtliche Jahrgänge der Riedlinger Zeitung ab 1780. Diese stehen nun online zur Verfügung, wobei die Zeitung im Laufe der Zeit insgesamt neun Mal ihren Titel wechselte. Die längste Zeit (von 1848 bis 1933) erschien sie jedoch unter dem Titel Riedlinger Zeitung.
1719 erhielt der in Riedlingen ansässige Buchdrucker Valentin Ulrich (1684–1733) von Kaiser Karl VI. die Druckerlaubnis (Druck-Privileg) für die Riedlinger Ordinari Freytags Zeitung. Zum zweihundertjährigen Jubiläum der Zeitung 1914 war noch eine erste Ausgabe von 1714 nachweisbar, heute findet sich als älteste Ausgabe ein Exemplar vom 5. Mai 1719 in den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs. Es ist das Exemplar, das Valentin Ulrich bei der Zensurbehörde einreichte, um das Privileg des Kaisers zu erhalten. Die Ausgaben vor 1719 muss Valentin Ulrich ohne ein Druck-Privileg, also ohne Erlaubnis, und ohne überhaupt das Riedlinger Bürgerrecht besessen zu haben, gedruckt haben. Eine weitere erhaltene frühe Ausgabe vom 15. März 1720 stammt aus dem Besitz der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. Diese Ausgabe wurde im Rahmen der Bremer Sammlung von Zeitungen des 17. Jahrhunderts digitalisiert.
Ab 1730 wurde die Zeitung drei Mal wöchentlich herausgegeben – jeweils am Dienstag, Freitag und Samstag. Später reduzierte man das Erscheinen auf zwei Ausgaben pro Woche. Während der ersten 100 Jahre des Erscheinens gab es in der Riedlinger Zeitung nur politische, überregionale Nachrichten zu lesen.
Die Riedlinger Zeitung blieb über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg bis 1938 im Besitz der Gründerfamilie Ulrich. 1781 wurde das Privileg für die Zeitung erneuert, ab 1782 war sie auch amtliches Mitteilungsblatt. Format und Umfang der einzelnen Ausgaben wurden in den folgenden Jahrzehnten mehrmals vergrößert bzw. erhöht. 1807 gewährte der württembergische König Friedrich (1754–1816) ein neues Druck-Privileg, nachdem Riedlingen nach 1805 an Württemberg gefallen war; vorher gehörte der Ort zu Vorderösterreich. Ab 1851 erhielt die Zeitung zusätzlich ein vierseitiges Unterhaltungsblatt, außerdem wurden erstmals Redakteure namentlich genannt. Zu diesen zählte später auch der Journalist und schwäbische Mundartdichter Hermann Georg Knapp (1828–1890). 1881 erhielt die Riedlinger Zeitung bei der Landesgewerbeausstellung in Stuttgart ein Ehrendiplom als älteste Zeitung Württembergs. Ab 1888 erschien die Zeitung sechs Mal in der Woche, und von 1895 bis 1913 lag der Zeitung die Beilage Sonntagsfreude bei.
Nach 1918 übernahm Stephan Ulrich (1884–1938) das Geschäft. Er gehörte dem Verband Oberschwäbischer Zeitungsverleger (VERBO) an. Ab 1934 erschien die Zeitung dementsprechend unter dem Titel VERBO. Riedlinger Zeitung. Schon seit Januar 1930 erschien unregelmäßig die Beilage Der Bussen, benannt nach dem gleichnamigen Naturraum, in dem Riedlingen liegt. Nach dem Tod des Besitzers 1938 wurde die Zeitung organisatorisch gleichgeschaltet. Ab 1942 wurde sie als Kreisausgabe Saulgau in die Donau-Bodensee-Zeitung integriert. Die letzte Ausgabe erschien am 12. April 1945.
Seit der Nachkriegszeit gibt es die Zeitung nur noch als Lokalausgabe der Schwäbischen Zeitung.
Zu den Digitalisaten
Direkter Link zu den digitalen Ausgaben der Riedlinger Zeitung (1848–1933) der Württembergischen Landesbibliothek
Übersicht über alle digitalisierten Zeitungen in den Digitalen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek
(inklusive der verschiedenen Ausgaben der Riedlinger Zeitung)
Literatur zum Thema
200 Jahre „Riedlinger Zeitung“. In: Riedlinger Zeitung, Jubiläumsnummer, Sonntag, 15.3.1914
Aßfalg, Winfried: In Riedlingen erscheint die älteste Tageszeitung Württembergs. in: BC – Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach (2014), Heft 2, S. 21–27