Johannes Reuchlin und sein Weg von der jüdischen zur christlichen Kabbala

Johannes Reuchlin (1455 – 1522), der schwäbische Rechtsgelehrte, humanistische Schriftsteller und Kenner des jüdischen Schrifttums, gilt als Vorkämpfer für Toleranz und Mitmenschlichkeit und Pionier der jüdisch-christlichen Verständigung. Im „Judenbücherstreit“ setzte er sich gegenüber Kaiser und Papst für den Erhalt der jüdischen Bücher und Schriften ein, die die Inquisitoren beschlagnahmen und verbrennen wollten. Seine Losung lautete: „Verbrennt nicht, was ihr nicht kennt!“ Neben rechtlichen machte er dabei auch theologische Gründe geltend: Die jüdische Mystik (Kabbala), so seine Überzeugung, enthielt ein in der Verborgenheit überliefertes menschliches Urwissen. Dieses Urwissen durfte nicht verlorengehen. Reuchlin wollte es dazu einsetzen, den christlichen Glauben radikal neu zu verstehen.

Prof. Dr. Matthias Morgenstern lehrt am Seminar für Religionswissenschaft und Judaistik (Institutum Judaicum) der Universität Tübingen. Er studierte evangelische Theologie in Tübingen, Zürich, Bern und Paris, sowie Judaistik in Heidelberg und Berlin. Seine zahlreichen Lehrtätigkeiten führten ihn unter anderem nach Frankfurt, Lille (Frankreich) und schließlich Tübingen. Als Autor und Herausgeber konzentriert sich Prof. Dr. Matthias Morgenstern auf Themen um die Deutsch-jüdische Orthodoxie, das Rabbinische Judentum, Martin Luther und das Judentum sowie moderne israelische Literatur. Er ist Preisträger des Gutenbergpreises der Stadt und Universität Strasbourg und Mitglied im Ausschuss „Kirche und Judentum“ der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

Was? Vortrag im Rahmen des Reuchlin-Jahres mit Prof. Dr. Matthias Morgenstern

Wann? 05.10.2022, 18 Uhr

Wo? Württembergische Landesbibliothek, Saal (Konrad-Adenauer-Str. 10, 70173 Stuttgart)

Wie? Hybrid-Veranstaltung; vor Ort und im Livestream