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Porträt eines älteren Mannes im Anzug, der in einem Buch liest. Im Hintergrund sind Bücherregale zu sehen. Das Bild ist in bläulichen Farbtönen gehalten.

Bücher als Spiegel kultureller Entwicklungen

Sammlung Hugo Borst

Schaufenster von Buchhandlungen wecken Interesse. Wer die neu erschienenen Bücher, wie sie dort liegen, betrachtet, lernt immer auch etwas über sich selbst und das gesellschaftliche Umfeld. In den Themen, aber auch in Sprache und Gestaltung von Büchern spiegeln sich Erfahrungen, Erwartungen, Beobachtungen, Gefühle wie Freude, Angst und Hoffnung. Im Rückblick auf vergangene Zeiten lassen sich solche Prägungen von Kultur nicht in Buchhandlungen nachvollziehen – wohl aber in Bibliotheken mit ihren Regalen als Wissensspeicher. Dies gilt vor allem dann, wenn repräsentative Publikationen jahrgangsweise geordnet und aufgestellt werden.

Diesen Sachverhalt wollte der Stuttgarter Unternehmer und Sammler Hugo Borst (1881-1967) veranschaulichen. Er stellte Erstausgaben von Fachbüchern und Schöner Literatur der Jahre 1749 bis 1899 nach Jahresringen geordnet zusammen. Die Sammlung Hugo Borst erlaubt sowohl den Vergleich des gleichzeitig Erschienenen als auch die Gegenüberstellung von Publikationen, die mit größerem zeitlichem Abstand gedruckt wurden.

Eine Ausstellung, die vom 22. Oktober bis zum 19. November 2025 im Foyer des Neubaus der Landesbibliothek gezeigt wird, bietet einen Ausschnitt der Gesamtsammlung Hugo Borsts und zwar für die Jahre 1775, 1825 und 1875. Fassbar wird hier die zunehmende Pluralität von Weltanschauungen und Lebenswelten, aber auch die Ausdifferenzierung der Wissenschaften. Der zunächst noch vorherrschende Rationalismus der Aufklärung weicht nach und nach einer Wertschätzung des Irrationalen, Ästhetischen, auch Religiösen. Andererseits führen empirisch-experimentelle Methoden zur Entstehung der Naturwissenschaften als eigenständigen Disziplinen. Neben Tendenzen zur Politisierung treten gegenläufige Bewegungen, die nach Ablenkung und unpolitischer Gemeinschaft suchen. Bemerkenswert sind Bemühungen um eine wechselseitige Rezeption Schöner Literatur zwischen den europäischen Ländern.

Die Sammlung Borst zeichnet sich dadurch aus, die Geistesgeschichte ohne moralische oder politische Bewertungen so abzubilden, wie sie faktisch verlief.

 

 

Was? Ausstellung Die Sammlung Hugo Borst

Wann? 22. Oktober bis 19. November 2025

Wo? im Foyer des Neubaus (Konrad-Adenauer-Str. 10, 70173 Stuttgart)

 

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