WLB Blog · Württembergische Landesbibliothek · Wissen teilen
WLB Blog

Visionen Realität werden lassen – Das WikiLibrary Manifest und die WLB

Ein offenes Wissensnetzwerk für alle – alles nur ein schöner Traum? Nein, es ist eine Vision, die es gilt, Realität werden zu lassen. Deshalb haben der gemeinnützige Verein Wikimedia Deutschland und die Deutsche Nationalbibliothek federführend das WikiLibrary Manifest unterzeichnet, eine Erklärung, in der Leitlinien und Maßnahmen für die Umsetzung dieses Zieles festgelegt werden. Als Kennwörter seien hier nur einige genannt: freie Lizenzen, Community Gardening, strukturierte Daten, gemeinsame Mindeststandards, Datenkompetenz, Wikibase, einfacher Datenaustausch, GLAM (Galleries, Libraries, Archives, Museums).

Wikimedia und Bibliotheken haben eine ganze Menge gemeinsam. Sie kooperieren schon lange, beispielsweise wenn Wikipedianer*innen bei der Texttranskription von digitalisierten Bibliotheksbeständen helfen oder Bibliothekar*innen im Projekt „#1Lib1Ref“ Referenzangaben für Wikipedia-Artikel liefern. Ein gemeinsames Ziel verbindet sie, nämlich freies Wissen zu fördern.

Mittlerweile haben weitere Bibliotheken, Institutionen und Organisationen das WikiLibrary Manifest unterzeichnet. Auch die Führungskräfte der WLB haben sich klar für eine Unterzeichnung ausgesprochen. Die WLB ist motiviert, die Vision, ein „zuverlässiges, maschinenlesbares und gemeinschaftlich unterhaltenes Linked Open Data Netzwerk für Kunst, Kultur und Wissenschaft als tragfähige Grundlage für FAIRes Wissen“ zu unterstützen und umzusetzen.

Zu den Aufgaben der größten wissenschaftlichen Bibliothek und Archivbibliothek für Baden-Württemberg zählen nicht nur die überregionale Informations- und Literaturversorgung, sie ist – außerhalb von Corona- und Umbauphasen – ein lebendiger Lernort und aktive Wissens- und Kultureinrichtung und beherbergt weltweit bedeutende Sammlungen. „Im Hintergrund“ werden dafür umfangreiche Daten erfasst, angefangen von Titelbeschreibungen des Medienbestandes, über Sacherschließungsdaten und regionale Nachweise in der Landesbibliographie bis hin zu Digitalisaten und unikalen Datenbeständen der Sammlungen. Mit dieser Datenvielfalt verwaltet die WLB ein enormes Potential für eine vernetzte offene Wissenswelt, das vielfach noch ungenutzt „schlummert“. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Katalog-Daten als Open Data bzw. Linked Open Data für eine Weiternutzung zur Verfügung zu stellen. In anderen Arbeitsbereichen werden dagegen bereits thematische „Mini“-Wissensnetzwerke praktiziert. Beispielsweise in Kooperation mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg und LEO-BW. Durch das Datenmodell dieses landeskundlichen Informationssystems für Baden-Württemberg werden gleichsam in einem gemeinschaftlichen Datawarehouse verschiedenste Daten von Wissenschafts-, Kunst- und Kultureinrichtungen nicht nur zusammengeführt, sondern über Linked Data Informationen zu Personen, Orten und Regionen über sogenannte Identifier aus der bibliothekarischen Gemeinsamen Normdatei (GND, GND-ID) miteinander verknüpft abrufbar. So können beispielsweise die Daten der Landesbibliographie und ihrer Personendatei oder die der Bibliothek für Zeitgeschichte mit nichtbibliothekarischen Daten verlinkt dargestellt werden. Gemeinsame Mindeststandards sind für die Umsetzung dabei ganz wichtig. Artefakte, Quellen und Literatur können so sammlungs- und einrichtungsübergreifend besser vermittelt werden.

Die Entwicklungen haben aber gezeigt, dass die GND aus der Bibliothekswelt nicht für alle Institutionen ein gleichermaßen geeignetes Werkzeug ist (vgl. hier auch Projekt GND für Kulturdaten, GND4C). Daher ist die Einrichtung einer Wikibase-basierten GND-Instanz sehr zu begrüßen. Aus WLB-Sicht könnten künftig solche Daten aus den Sammlungen oder anderen Projekten in der Wikibase-Instanz abgelegt werden, die in der bisherigen GND aus Regelwerksgründen nicht untergebracht werden können. Außerdem ergibt sich eine Win-win-Situation dadurch, dass offene Daten beispielsweise aus Wikidata von der WLB für die maschinengestützte Verschlagwortung genutzt werden können.
Neben der Nachnutzung der Arbeit anderer leistet die WLB in ihren Spezialgebieten (Region, Zeitgeschichte, Hölderlin, Stefan George) einen wichtigen Beitrag für den Aufbau eines umfassenden Daten-Ökosystems und Wissensnetzwerkes.

Die Leitlinien des Manifests werden der WLB bei den aktuellen und künftigen Projekten als „Fahrplan“ zur Umsetzung der Philosophie der FAIR-Data-Prinzipien (Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit) dienen.

 

Weiterführende Informationen