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Theol.oct.16323

Mit Gold und Seide – Restaurierung eines Erbauungsbuchs

Teil I: Das Buch Theol. oct 16323

Das Erbauungsbuch aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist ein kleines, schmales Buch (Foto oben). Als Restauratorinnenteam aus der WLB und dem Studiengang Papierrestaurierung der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart haben wir das Buch untersucht und ein Behandlungsziel für seine Restaurierung festgelegt. Bei dem Gespräch gingen wir der Frage nach, wie sich ein solches Buch als Kulturgut weiterhin lesbar erhalten lässt, während seine Alterungsspuren bewahrt bleiben. In diesem ersten von drei Beiträgen wollen wir das Objekt vorstellen.

Das Buch entstammt dem Pietismus, einer Reformbewegung im Protestantismus, die besonderen Wert auf die persönliche Beziehung zu Gott legt und diese durch Hausandachten, gemeinsames Singen und Bibellesen pflegt. Als Erbauungsbuch diente es ebenfalls der häuslichen Lektüre. Im ersten Teil enthält es M. Christian Scrivers erbauliches, vollständiges Buß-, Beicht- und Kommunionbuch, das im Jahr 1726 eine posthume Veröffentlichung durch Paulus Simonis erfuhr. Dem schließt sich ein Gesangbuch mit Liedern von Martin Luther und neueren „gottseligen Männern der evangelischen Kirche“ an. Dieser Teil wurde 1731 von Bernhard Christoph Breitkopf gedruckt und verlegt.

Charakteristisch für ein Erbauungsbuch der Zeit sind das handliche Format, der schlichte Einband und das Frontispiz. Letzteres zeigt einen Prediger mit einem Lamm und soll auf den geistlichen Inhalt des Buches hinführen. Ein gewisser Luxus durfte auch sein: Der Buchblock zeigt einen gut erhaltenen punzierten Goldschnitt.

Die starken Nutzungsspuren legen den regen Gebrauch des Buches nahe: Das schwarze Samtgewebe des Einbands ist stark abgebaut. Der Vorderdeckel ist abgetrennt, und auf dem Rückdeckel wurde schon zu früherer Zeit ein Bereich mit schwarzem Gewebe unterlegt. Heute werden solche Spuren der ehemaligen Nutzung erhalten, weil sie eine Geschichte über die historische Wertschätzung des Buches erzählen können. In den folgenden Blog-Beiträgen erläutern wir, wie wir Theol. oct. 16323 untersucht und so konserviert haben, dass die historischen Spuren lesbar bleiben, das Buch aber wieder nutzbar wird.

 

Frontispiz, Titelblätter und Besprechung des Erbauungsbuchs Signatur Theol.oct.16323

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Teil III: Bundanlängung und Deckelbefestigung folgt