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Bild 1: Seite aus dem Tagebuch von Johann Joseph Männlein
Bild 2: Johann Joseph Männlein, ca. 1936

Das Tagebuch von Johann Joseph Männlein 1916-1917

Digitalisierte Tagebücher der Bibliothek für Zeitgeschichte ermöglichen private Einblicke in den Lebensalltag von Soldaten während des Ersten Weltkriegs. Die Tagebücher unterscheiden sich dabei nicht nur durch die verschiedenen Kriegsschauplätze, sondern ebenso durch die Aufgabenbereiche und Ränge der Verfasser. Zudem schreibt jeder Autor anders.

Meist hielten die Verfasser aufgrund zeitlicher Beschränkungen stichpunkthafte Angaben über die Erlebnisse des Tages fest, um diese zu einem späteren Zeitpunkt in Reinschrift auszuformulieren. Die mitunter langen Zeiträume zwischen Erlebnis und Überarbeitung führten oft zu einer Reflexion des Erlebten, teils aber auch zur Verklärung oder Abänderung der Ereignisse. Insofern sind die eher kurzen und oft nicht leicht zu lesenden Vermerke, die unmittelbar nach dem Geschehen entstanden sind, für die Forschung vielfach interessanter als ausformulierte, schön gestaltete und gut leserliche Abschriften.

Ein Beispiel für solche als authentisch eingestufte Notizen bilden die Aufzeichnungen von Johann Joseph Männlein, einem Lehrer aus dem fränkischen Bamberg. Sie beginnen mit seinem Einzug in das 6. bayerische Infanterie-Regiment im Juni 1916 und enden bereits im September 1917.

Der Krieg führte ihn im Juni 1916 von Nürnberg aus zunächst an die hart umkämpfte Front der Schlacht um Verdun, im Nordosten Frankreichs, und anschließend in die Argonnen. Als Soldat in einer Maschinengewehr-Kompanie lernte er den Krieg in den vorderen Stellungen kennen. Mitte September des Jahres wurden die Männer aus der Verdun-Front herausgezogen und gegen die englischen Truppen an der Somme eingesetzt. Im Oktober ging es zu einem weiteren bedeutsamen Kriegsschauplatz – in den Norden Frankreichs bei Lille.

Bis in den Dezember 1916 hält Männlein seine Gedanken ausformuliert und detailliert fest. Im nächsten Jahr finden sich dann nur noch sporadische, kurz gehaltene Einträge. Dies lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei um die originalen Tagebücher von der Front handelt und nicht um später angefertigte Reinschriften. Die unmittelbaren Aufzeichnungen, gepaart mit Einblicken in das einfache Soldatenleben an einigen der berühmtesten Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs, verleihen diesem Tagebuch einen ganz besonderen Quellenwert.

 

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