WLB Blog · Württembergische Landesbibliothek · Wissen teilen
WLB Blog
Georg Göhmann als „Einjährig-Freiwilliger“ in der Uniform des 2. Hannoverschen Dragoner-Regiments Nr. 16 (Aufnahme vor 1900)

Feldkriegsgerichtsrat im Hinterland der Front
Das Tagebuch von Georg Göhmann

Die Quellengattung der Kriegstagebücher entwickelte sich bereits ab Ende des 18. Jahrhunderts. Während die ersten, erhaltenen Kriegstagebücher in deutscher Sprache aus dem Siebenjährigen Krieg stammen, erlebte die Diaristik in den Napoleonischen Kriegen des 19. Jahrhunderts ihren Durchbruch. Tagebuchssammlungen aus den deutschen Einigungskriegen 1864-1871 machten Kriegstagebücher in den 1910er-Jahren noch populärer. In der Kriegsberichterstattung hatte sich zudem ein Streben nach Aktualität und Unmittelbarkeit herausgebildet. Der Augenzeuge rückte in den Mittelpunkt.

Dies war vielleicht auch Motivation für Georg Göhmann aus Hannover, ein Kriegstagebuch anzulegen. Geboren am 29. Mai 1875 und aufgewachsen in der elterlichen Stadtvilla in der Jägerstraße 5 westlich der Herrenhäuser Allee, kam der Rittmeister (entspricht dem Rang eines Hauptmanns) im Ersten Weltkrieg durchgehend an der Westfront zum Einsatz. Neben seiner universitären Bildung setzt er sich auch durch seine langen Auslandsaufenthalte in Nordamerika, London und Paris von vielen seiner Zeitgenossen ab. Seine dabei erworbenen Sprachkenntnisse und die zivile Tätigkeit als Landrichter sorgten für den Einsatz Göhmanns als Feldkriegsgerichtsrat im Hinterland der Front. Seine Aufgaben und seine Erfahrungen weichen daher stark von denjenigen der Soldaten in den Schützengräben ab. Sowohl die Unterkünfte als auch die Versorgungslage und Annehmlichkeiten weisen auf seine besondere Stellung hin. Besonders spannend sind die Abschnitte zu rechtlichen Problemen, mit denen sich Georg Göhmann im Dienst auseinandersetzte. Seine Niederschriften erfolgten immer am Sonnabend in wöchentlichen Rückblicken.

Weiterführende Informationen