WLB Blog · Württembergische Landesbibliothek · Wissen teilen
WLB Blog

Schwäbischer Merkur – jetzt digital

Der Schwäbische Merkur war lange Zeit die größte und wichtigste Zeitung in Württemberg. Die Württembergische Landesbibliothek (WLB) besitzt gleich zwei komplette Exemplare dieser Zeitung, ein Exemplar hatte man vor den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg bewahrt, ein weiteres vollständiges Exemplar wurde der Bibliothek 1952 geschenkt. Der Schwäbische Merkur erschien von 1785 bis 1941. Die WLB hat nun sämtliche Ausgaben digitalisiert und über ihre Digitalen Sammlungen öffentlich zugänglich gemacht. Insgesamt stehen nun mehr als 625.000 Zeitungsseiten zum Abruf bereit.

Die Zeitung war am 15. August 1785 genehmigt worden, von keinem Geringeren als dem württembergischen Herzog Karl Eugen. Am 3. Oktober 1785 erschien die erste Ausgabe des Merkurs, die mit 287 Abonnenten startete. Die Zeitung trug den Untertitel „Erzählungen der merkwürdigsten und neuesten Staats-, Kirchen- und Naturbegebenheiten. Nebst Beilagen und Registern“ und wurde von Christian Gottfried Elben, einem Professor an der damaligen Hohen Karlsschule, herausgegeben. Den Druck besorgte die Druckerei der Gebrüder Mäntler. Später errichtete man ein eigenes Gebäude, das „Merkurhaus“, das 1810 in der unteren Königsstraße Nr. 20 in Stuttgart eingeweiht wurde und in dem ab 1818 die Zeitung gedruckt wurde.

Anfänglich unterlag der Schwäbische Merkur, wie andere Druckerzeugnisse auch, der landesherrlichen Zensur, die erst 1848 aufgehoben wurde. Der Name Merkur war damals nicht unüblich für eine Zeitung. So erschien in Hamburg zwischen 1664 und 1730 zum Beispiel der Nordische Mercurius. Den Münchner Merkur, erst 1946 gegründet, gibt es sogar bis heute. Die Bezeichnung bezog sich auf den römischen Gott Mercurius, den „Götterboten“. Ihn findet man später auch in einem Verlagszeichen des Schwäbischen Merkurs wieder. Als „Lokalblatt“ des Schwäbischen Merkurs erschien ab 1786 zusätzlich die Schwäbische Chronik. 1923 kam noch die Wochenausgabe für das Ausland hinzu. Außerdem gab es im Laufe der Jahre diverse Beilagen, wie zum Beispiel die Unterhaltungs-Beilage Bunte Ernte, eine Frauen-Zeitung oder die Beilage Auto und Motor.

Anfänglich erschien die Zeitung zwei Mal wöchentlich, dies steigerte sich bis 1888 auf zwei Mal täglich: In diesen Jahren gab es eine Mittags- und eine Abendausgabe. In späteren Jahren kehrte man aber wieder zu einer Ausgabe pro Tag zurück. Auch die Anzahl der Abonnenten stieg kontinuierlich; bis 1871 auf 15.000, wobei ¾ der Abonnenten aus Württemberg, ¼ aus dem übrigen Deutschen Reich kamen. Die Zahl der tatsächlichen Leser:innen dürfte aber sehr viel höher gewesen sein. Typisch für eine Zeitung, die über einen so langen Zeitraum erschien, war auch die Vergrößerung des Formats. Während die Zeitungsseiten anfangs eine Größe von 18 x 21 cm hatten, ging man 1922 auf das für Zeitungen damals typische sog. „Berliner Format“ über. Mit 31,5 x 47 cm waren die Seiten nun fast doppelt so groß wie in der ersten Ausgabe.

Inhaltlich lässt sich die Richtung der Zeitung als national und liberal beschreiben. Nicht zuletzt deswegen konnte sie sich im nationalsozialistischen Deutschland auch so weit anpassen, dass sie weiter erscheinen durfte. Erst 1941 – mitten im Zweiten Weltkrieg – wurde sie eingestellt, offiziell weil die „Kriegswirtschaft“ die „stärkste Konzentration aller Kräfte“ forderte, wie es auf der ersten Seite der letzten Ausgabe des Schwäbischen Merkurs hieß.

Sämtliche Ausgaben der Zeitung können nun über die Digitalen Sammlungen der WLB eingesehen werden. Sie sind nach Kalenderdatum geordnet. Außerdem kann über die Suchfunktion der Volltext der gesamten Zeitung oder nur der Volltext einer einzelnen Ausgabe durchsucht werden. Inhaltlich besonders ergiebig ist die Zeitung für die Recherche nach Personen, Ereignissen usw. aus der württembergischen Geschichte. Viele Informationen lassen sich sogar nur noch in historischen Tageszeitungen, wie dem Schwäbischen Merkur, wiederfinden. Tageszeitungen als historische Quellen können somit einen ganz neuen Blick auf die Geschichte von unten ermöglichen.

Dem Schwäbischen Merkur sollen noch im Jahr 2022 weitere digitalisierte historische Zeitungen in den Digitalen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek folgen.

Weiterführende Informationen