International erfolgreicher Bibliotheksdirektor verstorben
Am 21.9.2023 ist Prof. Dr. Hans-Peter Geh in Bad Homburg im Alter von 89 Jahren verstorben. Von 1970 bis 1997 war der gebürtige Hesse nach Tätigkeiten an der Universitätsbibliothek Frankfurt Direktor der Württembergischen Landesbibliothek. Unter ihm entwickelte sich das Haus zur größten Bibliothek des Landes. Hans-Peter Geh war zwischen 1985 und 1991 Präsident und anschließend Ehrenpräsident der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA), der weltweiten Interessenvertretung der Bibliotheken. Er stand für den Ausbau der Wissenschaftlichen Bibliotheken als notwendiger Grundlage für Öffnung und Vermehrung der Universitäten, für die breite Zugänglichkeit wissenschaftlicher Informationen als wesentlichem Merkmal moderner Gesellschaften. Mit seinem Namen ist die Neugründung der Bibliotheca Alexandrina in Ägypten verbunden, dieser gebauten Vision für die Teilhabe aller Länder am wissenschaftlichen Diskurs. „Hans-Peter Geh hat das deutsche Bibliothekswesen in herausragender Weise im internationalen Rahmen repräsentiert“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski.
In Stuttgart konnte er 1970 den vielbeachteten Neubau der Landesbibliothek gegenüber dem Landtag erfolgreich in Betrieb nehmen und begann mit der Umstellung der Kataloge und Geschäftsgänge auf die Datenverarbeitung. Er sorgte dafür, dass die im Krieg entstandenen Lücken weiter geschlossen werden konnten und ein umfassendes aktuelles Literaturangebot entstand. Besondere Verdienste erwarb er sich mit dem Kauf der aus Offenburg stammenden Gutenberg-Bibel 1978 und umfangreichen Handschriften und Drucken aus der Donaueschinger Hofbibliothek 1993/1994. Er fand das offene Ohr von Politik und zahlreichen Förderern für diese ungewöhnlichen Ausgaben. Es gelang ihm, fast alle Handschriften Friedrich Hölderlins in Stuttgart zusammenzuführen und das Hölderlin-Archiv und das Stefan George Archiv zu tragenden Infrastruktureinrichtungen der Germanistik auszubauen. Unter seinem Direktorat erarbeiteten zahlreiche Wissenschaftler an der Bibliothek nach wie vor wichtige Publikationen zu methodischen Fragen, zur Erschließung von Handschriften und Frühdrucken sowie zu bemerkenswerten Ausstellungen. Die Bibliothek wurde 1975 zum kontinuierlich geförderten Zentrum für die Katalogisierung mittelalterlicher Handschriften im deutschen Südwesten.
Hans-Peter Geh verstand seine Bibliothek nicht nur als wichtige Infrastruktur für die Geistes-und Sozialwissenschaften, sondern als Ort der Bildung und Kultur. Er bekannte einmal, dass er lieber Diplomat geworden wäre. Mit seiner Gabe, Kontakte zu knüpfen und die Belange der Gesprächspartner aus Wissenschaft, Politik und Kultur zu bündeln, hat er viel bewegt und in Stuttgart wie international zahlreichen Initiativen den nötigen Raum zur Entfaltung verschafft. Dem Verdienstkreuz am Bande 1988 folgte 1998 das Verdienstkreuz erster Klasse. Für sein nationales und internationales Wirken wurde Hans-Peter Geh am 14. Juli 2003 vom Land die Ehrenprofessur verliehen. „Dass die Landesbibliothek mit ihren Sondersammlungen und unikalen Beständen heute im In-und Ausland beachtliches Ansehen besitzt, ist ganz erheblich Prof. Dr. Hans-Peter Geh zu verdanken“, so die Ministerin.