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Nachlass von Oberstleutnant Reinhold Fellmer

Briefe aus dem Zweiten Weltkrieg und aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft, 1943-1947

Mit dem Nachlass des 1911 geborenen Generalstabsoffiziers Reinhold Fellmer gibt es einen bedeutenden Neuzugang in der Lebensdokumente-Sammlung der Bibliothek für Zeitgeschichte. Vorwiegend handelt es sich um den Briefwechsel mit seiner Frau Barbara (geb. von Hase). Jedoch gehören auch eine größere Anzahl von Korrespondenzen anderer Militärs und Familienmitglieder sowie persönliche Dokumente zu diesem Bestand.

Der Briefwechsel beginnt im Kriegsjahr 1943. Nach ihrer Vernichtung in Stalingrad wurde die 76. Infanterie-Division im April 1944 in der Bretagne unter General der Infanterie, Erich Abraham, neu aufgestellt. Oberstleutnant Reinhold Fellmer wurde erster Generalstabsoffizier. Im November erfolgte die Verlegung der Division in die Südukraine, wo sie nach dem Scheitern der deutschen Sommeroffensive schwere Rückzugsgefechte zu bestehen hatte. Im August 1944 erhielt Fellmer die Abberufung zum Oberkommando des Heeres nach Berlin. Dort herrschte nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli großer Aufruhr bei der militärischen Führung. Ein Verwandter seiner Frau, der Stadtkommandant von Berlin, Paul von Hase, war einer der Widerstandskämpfer, die noch im August 1944 hingerichtet wurden. Über diese Ereignisse und die letzten Kriegsmonate in Berlin schreibt Fellmer an seine Frau, die mit den Kindern von Dresden in das sicherere Wernburg übergesiedelt hatte. Im März 1945, kurz bevor die Rote Armee zum letzten Schlag gegen die damalige Reichshauptstadt ausholte, verließ Fellmer Berlin als Teil des Stabs des letzten Oberbefehlshabers der Westfront, Albert Kesselring, und entging somit dem Tod oder der Gefangennahme durch die sowjetischen Kräfte.

Nach der Kapitulation des Deutschen Reichs am 8. Mai geriet er in Süddeutschland in amerikanische Gefangenschaft und wurde mit anderen hohen Militärs zunächst in Pullach bei München interniert. Offiziere, die im Generalstab tätig waren und dort die militärischen Operationen geplant und umgesetzt hatten, dienten den Westalliierten als wertvolle nachrichtendienstliche Quelle. So wurde Reinhold Fellmer von den Amerikanern für deren US Historical Division angeworben und hat im Herbst 1945 sogar einige Monate in den USA verbracht. Auch nach seiner Haftentlassung im April 1947 stand er noch einige Zeit im Dienste der Amerikaner. Da er als ehemaliger Offizier Bedenken hatte, in die sowjetisch besetzte Zone zu seiner Familie zurückzukehren, ließ er sich in Stuttgart nieder. Seine Frau und die vier Kinder folgten ihm, seine Mutter und Schwester blieben. 1995 verstarb er im Alter von 84 Jahren.

Es handelt sich in mehrfacher Hinsicht um einen außergewöhnlichen Nachlass. Zum einen erlauben die Briefe aus der Kriegszeit einen Blick in den Alltag eines Offiziers, der zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs in Berlin im höchsten militärischen Kreis tätig war und realistisch die militärische Lage einschätzen konnte. Von besonderem Wert sind aber auch die umfangreiche Korrespondenz mit seiner Familie und anderen ehemaligen Generalstabsoffizieren aus der zweijährigen Kriegsgefangenschaft sowie die beiliegenden Dokumente. Somit handelt es sich insgesamt um eine aufschlussreiche Quelle für die zeitgeschichtliche Forschung.

 

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