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Foto: Marcel Katz, WLB Stuttgart

„Kultur.Gut.Verpackt“ – Zu einem aktuellen Bestandserhaltungsprojekt der WLB

Bibliotheken haben die primäre Aufgabe, Bücher oder vergleichbare Informationsträger zu sammeln, aufzubewahren und für die Benutzung zur Verfügung zu stellen. Mit dem Archivierungsauftrag geht das Ziel der langfristigen Erhaltung des Bestandes einher. Das gilt sowohl für den inhaltlichen Informationsgehalt als auch die materialspezifische Struktur der Objekte. Historische Bücher und Materialien zeichnen sich oft nicht nur aufgrund ihres Inhaltes als Kulturgut aus, sondern zeugen vielfach von herausragenden Herstellungstechniken, haben besondere Provenienzen oder sind materielle Kostbarkeiten. Um diese Sonderbestände vor Schäden wie beispielsweise Kratzern, Fehlstellen oder Verblassen des Einbandes, Verschmutzung oder Materialverwerfungen durch Klimaschwankungen zu schützen, werden in der Landesbibliothek fortlaufend individuelle Verpackungen für Einbände angefertigt.

Solch präventive Maßnahmen sind im Zusammenhang der anstehenden Sanierung des alten Gebäudes und der dazu notwendigen Verschiebungen im Bestand besonders dringlich. Aufwendige Einzelrestaurierungen beschädigter Bände können dadurch vermieden werden. Die Verpackungsmaßnahmen stellen daher einen wesentlichen Teil der Bestandserhaltungsaktivitäten dar.

Durch die Unterstützung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) konnten im August 2021 knapp 1.000 großformatige Bildbände aus dem Bereich der Kunst- und Kulturgeschichte bearbeitet werden. Aufgrund ihrer häufig über das Folio-Format hinausgehenden und voneinander abweichenden Maße sowie des hohen Gewichtes der einzelnen Bände standen die Großformate des alten Fachsegments „Schöne Künste“ nicht selten etwas schief im Regal, wurden dadurch mechanischen Spannungen ausgesetzt und waren zudem schwer in der Handhabung.

989 Bände auf 52 laufenden Regalmetern wurden durch einen Dienstleister vor Ort bandweise gereinigt, einzeln vermessen und mit Verpackungen aus säurefreier Wellpappe ausgestattet. Je nach Dicke und Gewicht des jeweiligen Bandes wurden verschiedene Materialstärken verwendet oder die Konstruktion verstärkt. Einzelne Bände erhielten eine zusätzliche Aushebehilfe. So kamen fünf Typen von Kassetten zustande. Der Dienstleister legte die Bände in die Kassetten ein und stellte die verpackten Bücher in den vorgesehenen Regalbereich neu auf.

Die Kassetten stellen nicht nur einen Schutz gegen mechanische Schäden, Licht- und Klimaeinflüsse dar. Sie ermöglichen neben einer sicheren Aufstellung im Regal auch ein leichteres Bewegen der Bände. Der Platzbedarf an Regalmetern erhöht sich durch die Verpackung zwar nicht unerheblich, aber der besonders wertvolle und zugleich gefährdete Bestand an Bildbänden zur Kunst-, Architektur- und Kulturgeschichte kann auf diese Weise langfristig erhalten und für die Benutzung im Sonderlesesaal oder bei Ausstellungen bereitgestellt werden.

 

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