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Fotos: © Marcel Katz, WLB Stuttgart

Prägendes Werk der italienischen Schriftsprache erworben

Im November 2022 gelang der Württembergischen Landesbibliothek die Erwerbung eines für die Entwicklung der italienischen Sprache überaus einflussreichen, trotzdem raren Werkes in der Erstausgabe. Der erste Band der volkssprachlichen Briefe Pietro Bembos an Päpste und andere geistliche Würdenträger (Lettere a Sommi Pontifici et a Cardinali et ad altri Signori et Persone ecclesiastiche scritte) erschien 1548 in Rom (WLB Stuttgart: HBF 10358).

Auf Pietro Bembo (1470-1547) als geradezu idealtypischen Dichter-Gelehrten der Renaissance spielte Baldassare Castigliones „Il libro del Cortegiano“ an. Er wurde wegen seiner stilistischen Fertigkeiten 1513 zum Sekretär des Papstes Leo X. berufen und verfasste Papsturkunden. 1539 erhielt er den Kardinals-Titel zur Würdigung seiner literarischen Leistungen. In seinen neulateinischen und italienischen Werken setzte er seine Sprachtheorie um, die dann breit rezipiert und von neu gegründeten Sprachgesellschaften weitergeführt wurde. Demnach hängen Würde und Ästhetik einer Sprache wesentlich von der Einheitlichkeit und Normierung ihres Stils ab, wobei bestimmte Klassiker als verpflichtende Vorbilder dienen. Die italienische Volkssprache wertete Bembo – für Humanisten durchaus überraschend – als der lateinischen ebenbürtig, sofern sie sich in der Prosa an Boccaccio und in der Lyrik an Petrarca orientierte.

Da diese Dichter in der toskanischen Mundart schrieben, trug Bembos Sprachtheorie erheblich zur Vereinheitlichung der italienischen Schriftsprache im Sinne des Toskanischen bei – darin durchaus vergleichbar mit der von Luther verwendeten sog. sächsischen Kanzleisprache für die Entwicklung des Hochdeutschen. Bembos Briefkorrespondenz sollte stilistisch dem Anspruch, ein literarisches Werk zu sein, gerecht werden und war auch Indiz für die breite Vernetzung Bembos. Zu Bembos Netzwerk gehörte auch sein Verleger Carlo Gualteruzzi (1500-1577), der nur den ersten Band drucken konnte. Die weiteren vier Bände erschienen 1550-1552 in Venedig.

Einflussreich wurden Bembos Werke, zunächst in Kooperation mit Aldus Manutius, auch mit ihrer Typographie. Das vorliegende Werk wurde mit einer ästhetisch ansprechenden Antiqua-Kursive gedruckt.

Interessant ist das Stuttgarter Exemplar gerade auch wegen seiner Provenienz und Einband-Gestaltung. Auf dem Rückdeckel des mit ornamentalen Motiven verzierten Einbands wird – geprägt auf intarsiertem, rotem Maroquin – der Name der ersten Besitzerin genannt. Es handelt sich um Claudia Rangona (ca. 1535/37-1593), die Gräfin von Correggio. Der Renaissance-Dichter Torquato Tasso (1544-1595) lobte die literarisch aktive Gräfin wegen ihrer Schönheit und breiten Bildung.

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