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Foto: Maurice Laügt, 4.3.1941, Mémorial de la Shoah, Coll. Maurice Laügt, Eva Laügt, MLXV_181

GURS 1940. Die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden

Die Ausstellung „Gurs 1940“ thematisiert die Verschleppung der jüdischen Bevölkerung aus Baden und aus Teilen des heutigen Rheinland-Pfalz und des Saarlands nach Südfrankreich. Es ist geplant, sie vom 11. Mai bis 18. Juli 2021 in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart zu zeigen. Aufgrund des Infektionsgeschehens sind Ausstellungsbesuche derzeit nicht möglich. Sobald die Entwicklung der Corona-Pandemie dies zulässt, werden wir die Ausstellung für Besucher öffnen. Dies wird kurzfristig bekannt gegeben.

Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden Tausende Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz in den unbesetzten Teil Frankreichs deportiert. Offizielle Quellen sprechen von 6.504 Menschen. Die Zahl lag sicherlich höher. Dies war eine der ersten organisierten Verschleppungen von jüdischen Deutschen aus ihrer Heimat, initiiert von den regionalen nationalsozialistischen Verantwortlichen, den Gauleitern. Erst ein Jahr später begannen die systematischen Deportationen aus dem gesamten Deutschen Reich in den Osten. Die französischen Behörden leiteten die Transporte in das Lager Gurs, am Fuße der Pyrenäen, im Herzen des heutigen Departements Pyrénées-Atlantiques. Einigen der Deportierten gelang von dort die Flucht, mehr als tausend starben in den kommenden Jahren aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen.

Zwischen 1942 und 1944 organisierten SS und Polizei die Deportation der Internierten nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor, wo fast alle ermordet wurden. An diese Verbrechen und ihre Nachgeschichte erinnert diese Ausstellung. Auf 14 Stellwänden mit 28 Tafeln bettet sie regionale Geschichte in deutsche, französische und europäische Abläufe ein und nimmt Betroffene, aber auch Täter, Umstehende und Nutznießende in Deutschland und Frankreich aus verschiedenen Perspektiven in den Blick. Sie erzählt, wie dieser Verbrechen gedacht wurde und wird.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Sie ist in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Kooperation mit vielen Partnern aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Frankreich sowie dem Auswärtigen Amt entstanden. Die Ausstellung wird an verschiedenen Orten in Südwestdeutschland gezeigt. Die Stuttgarter Ausführung wurde vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg realisiert.

Zur Ausstellung ist eine Begleitbroschüre erschienen, die in der WLB erhältlich ist. Weiterführende Informationen sowie eine gesamte Abbildung der Präsentation finden sich außerdem auf der Website: www.gurs1940.de


Begleitveranstaltungen:

11.5.2021, 18 Uhr
Online-Veranstaltung
Buchvorstellung mit Gespräch in der Vortragsreihe der Bibliothek für Zeitgeschichte im Rahmen des Festjahres 2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland:
Nicht ohne meine Kippa! Mein Alltag in Deutschland zwischen Klischees und Antisemitismus. Vortrag von Levi Israel Ufferfilge (Berlin)
Veranstaltung der Württembergischen Landesbibliothek

18.5.2021, 18 Uhr
Antisemitismus und Lesen. Vortrag von Dr. Michael Blume (Stuttgart), Beauftragter gegen Antisemitismus der Landesregierung Baden-Württemberg
Veranstaltung der Württembergischen Landesbibliothek

7.6.2021, 18 Uhr
Todesfuge. Biographie eines Gedichts. Dr. Thomas Sparr (Berlin) im Gespräch mit Dr. Barbara Wiedemann (Tübingen)
Veranstaltung der Württembergischen Landesbibliothek

10.6.2021, 20 Uhr, Hospitalhof Stuttgart, Büchsenstraße 33
Dokumentarfilm
GURS – un silence assourdissant / GURS – Eine ohrenbetäubende Stille
in Gegenwart des Filmemachers Pierre Vidal und des Historikers Roland Paul mit anschließender Diskussion
Veranstaltung des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur e.V. in Kooperation mit Chateau d’Orion und dem Freundeskreis Chateau d’Orion e.V.

11.6.2021, 20 Uhr, Großer Kursaal Bad Cannstatt, Königsplatz 1, Stuttgart
Gesprächskonzert mit Angelika Kirchschlager und Mélina Burlaud
Der Glaube an das Schöne hinter Stacheldraht – Kunst im Lager Gurs
Veranstaltung des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur e.V. in Kooperation mit Chateau d’Orion und dem Freundeskreis Chateau d’Orion e.V.

 

Weiterführende Informationen