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Foto: Rafael Glatzel, WLB Stuttgart

Die Sitzgruppe vor der Direktion im Gebäude der Württembergischen Landesbibliothek

Mit dem 1970 eröffneten Bibliotheksgebäude erhielt die Württembergische Landesbibliothek einen modernen Bau ganz im Stil der Zeit: Beton, unverputzter Backstein, Holz und Glas dominieren. Und auch in der Inneneinrichtung griff man teilweise auf zeitgenössisches Möbeldesign zurück. Am deutlichsten ist dies heute noch erkennbar an der Sitzgruppe, die sich im Verwaltungstrakt vor der Direktion befindet. Dort stehen vier große, voluminöse, leuchtend grüne Sessel um zwei niedrige, relativ kleine Holztische gruppiert. Es sind vier Exemplare eines Sessels, der vom dänischen Architekten und Designer Arne Jacobsen (1902–1971) entworfen wurde. Der Sessel, der ausschließlich aus runden Formen besteht, wird als „Das Ei“ (Ægget) oder Egg Chair bezeichnet. Jacobsen entwarf ihn 1958 im Rahmen der Möblierung des SAS Royal Hotel in Kopenhagen. In der Tat sieht er aus wie ein aufgeschnittenes Ei, die runde Rückenlehne ist sehr hoch gezogen und wird oben breiter. Die Armlehnen ähneln denjenigen von anderen Entwürfen Jacobsens. Insgesamt ist der Sessel 107 cm hoch, 86 cm breit, 79 cm tief und wiegt 18 kg. Er kostet heute – je nach Bezug – zwischen 5.500 und 13.000 €. Intern trägt er die Nummer 3316. Die Konstruktion basiert auf einem Stahlrahmen, der Sessel ruht auf einem kreuzartigen Fuß aus druckgegossenem Aluminium.

Eben diesen Fuß finden wir in kleinerem Maßstab auch bei den kleinen Beistelltischen der Sitzgruppe. Eingestanzt ist hier auch der Firmenname „Fritz Hansen“ – eine dänische Firma die bis heute Jacobsens Entwürfe exklusiv herstellt und vertreibt. Ob diese Tische aber tatsächlich von Arne Jacobsen entworfen wurden, ist unsicher. Im Werkverzeichnis von Arne Jacobsen findet man sie jedenfalls nicht.

Über dem Ensemble hängt eine orangefarbene Lampe. Orange und Grün war eine durchaus beliebte Farbkombination in den 1970er-Jahren. An der Lampe scheint man aber – ganz im Gegensatz zu den Möbeln – gespart zu haben: Sie ist aus Kunststoff. Man weiß auch nicht, ob sie von einem bekannten Designer entworfen wurde.

Wer das Design von Arne Jacobsen mag, der darf sich übrigens auf den Erweiterungsbau der WLB freuen. An zahlreichen Arbeitsplätzen wird es dort von Arne Jacobsen entworfene Arbeitsleuchten geben, die ebenfalls für das SAS Royal Hotel in Kopenhagen entworfen wurden. Man sieht, wie modern Jacobsens Entwürfe selbst 50 Jahre nach seinem Tod noch sind.