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Foto 1: Künstlerkollektiv Akrotesque: Anne Schneider, Susanne Stock, Astrid Alexander © M. Callenius
Foto 2: Friedrich Hölderlin. Pastellbildnis von Franz Carl Hiemer von 1792 (DLA Marbach)

Der Not ist jede Lust entsprossen – ein Konzertabend auf Spuren Hölderlins

Die große Hölderlin-Jubiläumsausstellung der WLB durfte nur sechs Wochen öffnen. Besonders betroffen waren insbesondere auch die Veranstaltungen des vielfältigen Begleitprogramms. Von dem geplanten Programm konnten coronabedingt nur das Interview mit Karl-Heinz Ott zu seinem vielgelesenen Buch „Hölderlins Geister“ und die intermediale Live-Performance „Hölderlin. Bilder – Klänge – VerDichtung“  – beide noch im Oktober 2020 – stattfinden. Insbesondere die vielen musikalischen Angebote fielen dem langen „kulturellen Lockdown“ zum Opfer. Für den abschließenden Konzertabend „Der Not ist jede Lust entsprossen“ mit dem Künstlerkollektiv Akrotesque wurde zum Glück ein digitales Format gefunden.

Die Künstlerinnen Anne Schneider (Gesang), Susanne Stock (Akkordeon) und Astrid Alexander (Audio) nähern sich Friedrich Hölderlin hier in einem spannenden Konzertprojekt. Mit Hölderlins Texten, Neukompositionen und vorhandenen, adaptierten Vertonungen, mit eigenen Reflexionen und szenischen Aktionen – verbunden durch eingespielte Fieldrecordings – treten sie in einen ungewöhnlichen zeitgenössischen Diskurs mit dem jungen Dichter und seiner Kunst.

Hölderlin als Genie, Zweifler und Wanderer: Die Künstlerinnen nähern sich dem Rhythmus und der Musikalität des großen Dichters in einer sehr individuellen und innovativen Weise: Seine Fußreise in Mitteldeutschland von Jena über Halle nach Dessau und Wörlitz, nach Leipzig und wieder zurück sind sie nachgelaufen, mit Hölderlins Texten im Gepäck. Das Projekt ist die bemerkenswerte Bilanz dieser Hölderlin-Wanderung. Hintergrund sind Hölderlins frühe, kraftvolle Jahre. Seine intensive Auseinandersetzung mit Fichte, mit dem deutschen Idealismus, schlägt sich nicht nur in grundlegenden Dichtungstheorien („Urtheil und Seyn“) nieder, sondern verbindet sich in diesen Jahren mit einer musikalischen Sprache, die nicht zuletzt im „Hyperion“ ihren dichterischen Ausdruck gefunden hat.

Es wird ohne Frage ein unkonventioneller Konzertabend, der einiges erwarten lässt und der gemütlich von Zuhause aus besucht werden kann. Im Mittelpunkt steht ein Video, das uns dieses performative literarische Konzertprojekt näher bringt. Anschließend besteht die Möglichkeit, mit den Künstlerinnen in eine lebendige Diskussion einzusteigen. Warum haben sie sich gerade in dieser Form Hölderlin angenähert, was zeichnet die anhaltende Aktualität Hölderlins aus und wie ist seine so vielfältige Rezeption zu erklären? Nicht nur auf diese Fragen mag der Konzertabend Antworten finden.

Eine Anmeldung lohnt sich bestimmt!

 

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