Dante in der Württembergischen Landesbibliothek
Dante gilt als Vater der italienischen Sprache. Er hat nämlich mit seiner Göttlichen Komödie (Divina commedia) das Italienische erst zur Literatursprache gemacht. Sein Werk erlebte schon kurz nach Dantes Tod einen großen Erfolg und wurde in der Frühromantik (u.a. in Italien durch Alfieri und Foscolo und in Deutschland durch den Sturm und Drang) wiederentdeckt. Seitdem zählt es zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur und hat viele Künstler:innen inspiriert.
2020 hat Dario Franceschini, der Kulturminister Italiens, den Dantedì (Dante-Tag) ins Leben gerufen. Warum gerade der 25. März? Dante hat am Karfreitag des Jahres 1300 seine Reise durch die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies begonnen. Die Literaturwissenschaftler:innen sind sich darüber einig, dass der Anfang dieses Abenteuers auf den 25. März 1300 zu datieren ist.
Das Werk Dantes ist vor 700 Jahren durch die Arbeit von Schreibern, Kopisten und Miniaturisten, die es verbreiteten, zu uns gekommen. Die Manuskripte aus der Hand Dantes sind leider nicht erhalten, jedoch besitzen wir schon sehr alte Kopien, fast aus der Zeit des Dichters. Eine Kopie davon ist die wunderschön illustrierte Handschrift, die in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart aufbewahrt ist (Cod. poet. et phil. 2° 19). Man nimmt an, dass sie in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Bologna hergestellt wurde. Dieser Kodex erlaubt Einblicke in die Verbreitung und Rezeption der Göttlichen Komödie in den Jahren unmittelbar nach dem Tode des Dichters.
Seit 1786 ist die illuminierte Handschrift im Bestand der Landesbibliothek (zu jener Zeit Herzogliche Öffentliche Bibliothek Stuttgart). Inzwischen längst digitalisiert, ist sie über die Digitalen Sammlungen der WLB verfügbar. Die Handschrift besitzt zahlreiche Deckfarbeninitialen sowie drei Figureninitialen. Die blauen historisierten Figureninitialen leiten jeweils die drei Bücher der Göttlichen Komödie ein und sind zusammengesetzt aus menschlichen Figuren, Fabelwesen und Rankenwerk. Unter diesen befindet sich auf Bl. 61r eine Darstellung (siehe Bild oben rechts), in der zur Einleitung des Buches Paradiso Vergil kniend hochschaut zu Dante und Beatrice, die gemeinsam nach oben zu den sieben Planetensphären schweben, wobei Dante von Beatrice belehrt wird. Darüber thront Christus mit geöffnetem Buch in der Versammlung der Heiligen; Petrus beugt sich mit vorgestrecktem Schlüssel durch die Sphären herab.
Dott. Gennaro Ferrante von der Universität Frederico II Neapel und Koordinator des Projekts „Illuminated Dante Project“ wird anlässlich des Dantedì am 25. März in der Württembergischen Landesbibliothek über den Stuttgarter Dante und die Rezeption Dantes im Bologna des 14. Jahrhunderts sprechen. Der Vortrag wird in italienischer Sprache gehalten.