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Die „Carte de Tendre“ als Medium eines neuen Liebesideals

Im 17. Jahrhundert steigt Frankreich zur bedeutendsten politischen, militärischen und kulturellen Macht in Europa auf. Die absolutistische Monarchie festigt sich und die Sitten zivilisieren sich nach dem Ende der blutigen Religionskriege.

Die Carte de Tendre begleitet in Madeleine de Scudérys Roman Clélie (1654-1660) den Entwurf einer neuen Liebeskonzeption. Spielerisch diskutiert in den französischen Salons des Grand Siècle, steht diese allegorische Landkarte, welche Ähnlichkeiten mit den Umrissen Frankreichs aufweist, im Dienst eines Diskurses, der die Zärtlichkeit, genauer die amitié tendre, als neues Ideal entwickelt und gegen die Auffassung der amour passion abzugrenzen sucht. Die Landkarte wird hier zum Medium einer Initiationsreise und illustriert die Veränderungen der Gefühlskultur im 17. Jahrhundert.

Der Vortrag geht der Frage nach, ob das neuartige Zärtlichkeitsideal der gesellschaftlichen Affektkontrolle und Verhaltenskodierung dient oder vielmehr Ausdruck eines stärkeren individuellen Bedürfnisses nach Liebeserfüllung ist. Dabei werden wir auch die Geschlechterrolle problematisieren und die Prägungen der Salonkultur untersuchen.

Prof. Dr. Christina Vogel ist Titularprofessorin für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Zürich mit dem Schwerpunkt auf französische und rumänische Literatur. Sie promovierte 1990 zum Thema „Diderot: Ästhetik des Salons“. In ihrem Habilitationsprojekt beschäftigte sie sich mit den Cahiers von Paul Valéry. Christina Vogel war u.a. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Gesellschaft für Semiotik DGS (Sektion Semiotik und Hermeneutik) sowie Präsidentin der Association suisse de Sémiotique. Seit 2001 ist sie Mitglied des Collegium Romanicum, der Gesellschaft der Schweizer Romanistinnen und Romanisten.

Dienstag, 17. August, 2021, 18 Uhr, Präsenz Veranstaltung
Die Veranstaltung findet als Präsenz-Veranstaltung (im WLB-Vortragssaal) statt. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich. Die Plätze sind begrenzt. Bitte beachten Sie zudem die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln.

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