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Fotos: Marcel Katz, WLB Stuttgart

Arno Lederer (1947–2023)

Am 21. Januar ist Arno Lederer, der Architekt des Neubaus der Württembergischen Landesbibliothek im Alter von 75 Jahren gestorben. Wir verlieren mit ihm einen wichtigen Unterstützer der Bibliothek. Im Wettbewerb für den Erweiterungsbau hatte er sich durchgesetzt, weil er die Aufgabe nicht nur als Gebäude, sondern auch als städtebaulichen Beitrag verstanden hat. Dies war der starken Rückbindung seines Selbstverständnisses an die Entwicklung der Architektur und seinem breiten Wissen um die Geschichte der Landeshauptstadt geschuldet. Eines seiner wichtigsten Ziele war, mit der Landesbibliothek der Konrad-Adenauer-Straße als „Kulturmeile“ eine Fassung zu geben. Entsprechend engagierte er sich in der Bürgerinitiative „Aufbruch Stuttgart“ für den Rückbau der Verkehrsschneise. Erleben durfte er leider nicht einmal die Fertigstellung des Außengeländes der Bibliothek.

Das Gebäude selbst ist ein Erfolg geworden, wie die verschiedenen Würdigungen und vor allem die hohe Besucherfrequenz und Reservierungsdichte zeigen. Die größte Herausforderung war, das enorme Volumen auf engstem Raum unterzubringen. Es gelang ihm, das Parkhaus weiter unter die Erde zu verlegen, auch wenn dies in der Ausschreibung des Wettbewerbs nicht vorgesehen war. Hinsichtlich einer großzügigeren Geschosshöhe konnte er sich wenigstens im Veranstaltungsbereich durchsetzen, so dass die Landesbibliothek einen beliebten Saal erhalten hat. Auch Lage und Gestaltung unserer Cafeteria haben viel Beifall gefunden. Die eigentlichen Bibliotheksgeschosse sind als Orte des konzentrierten Arbeitens überaus gelungen. Die Platzierung der Arbeitsplätze an den Fassaden und die Farbwahl tragen hierzu maßgeblich bei. In der Gestaltung bevorzugte er prägnante Materialien: Beton in markanter Lattenschalung, Schieferboden, unlackiertes Holz sowie Kupfer – und schuf so einen organischen Bezug zum Hauptgebäude, mit dessen anstehender Sanierung sein Büro gleichfalls betraut wurde.

So prägnant wie die Gestalt seiner Bauten war er auch als Persönlichkeit. Er engagierte sich als Hochschullehrer in Karlsruhe und Stuttgart und verstand es gleichermaßen, seine Beweggründe auch einem breiteren Publikum zu vermitteln. Er brachte sich mit großer Ausdauer und Geschick sowohl in fachliche wie öffentliche Diskussionen ein. Ihm lagen das langfristige Funktionieren architektonischer Lösungen wie der nachhaltige Betrieb seiner Gebäude am Herzen. Und er scheute sich nicht herauszustellen, welch großartiger Entwurf dem zu sanierenden Hauptgebäude zugrunde liegt und dies bei seinen Vorschlägen zur künftigen Nutzung zu berücksichtigen. Denkmalpflege war ihm kein Gegensatz, sondern Anstoß zu neuem Bauen.

Die Landesbibliothek bedauert, diesen großen Förderer verloren zu haben. Sein Wissen, sein Humor und seine Hartnäckigkeit werden uns lange in Erinnerung bleiben.

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